Rudolf Teschner zum 99sten Geburtstag

Der legendäre Ehrengroßmeister, Mitglied unseres Vereins und vermutlich einer der bedeutendsten Schachpublizisten Deutschlands wäre am 16. Februar 99 Jahre alt geworden

Rudolf Teschner (16.2.1922-23.7.2006) gehörte zu den bekanntesten Spielern Berlins, wenn nicht sogar Deutschlands. Es ist eine außerordentliche Ehre, dass er Mitglied unseres Vereins war.

In der Vereinschronik, geschrieben von Bernhard Koerber, wird ausführlich auf Rudolf Teschner eingegangen, sowohl ab S. 44 in der Ehrenhalle, als auch in verschiedenen Anmerkungen, wie z.B. der Partnerschaft mit dem Stockholmer Schacksällskap.
Jetzt komplett abrufbar auf unserer Webseite: SG-Lasker-Vereinschronik-2019.pdf

Schachspieler mit nationalen und internationalen Erfolgen

Als mehrfacher Berliner Meister spielte er häufig bei den Deutschen Meisterschaften mit.

1951 wurde er in Düsseldorf Gesamtdeutscher Meister. Hier zeigen wir eine Gewinnpartie gegen GM Lothar Schmidt, in der Rudolf Teschner mit einem gewagten Figurenopfer die weiße Position zerrüttet. Das Opfer ist nicht ganz sauber, führt aber zu schönen taktischen Verwicklungen und am Ende doch zum wichtigen Punkt in dieser Meisterschaft.

Als Mitglied der Nationalmannschaft spielte er für Deutschland bei den Schacholympiaden 1952 und 1956 und bei den Mannschaftseuropameisterschaften 1957, 1961, und 1965.

Er konnte regelmäßig internationalen Topspielern Paroli bieten und auch immer wieder wertvolle Punkte einsammeln. Hier seien beispielhaft Gewinnpartien gegen Miguel Najdorf, Bent Larsen oder auch Savielly Tartakower genannt. Aber auch Remispartien wie z.B. gegen Max Euwe, Bobby Fischer, Lajos Portisch und anderen Weltklassespielern sind alles andere als selbstverständlich. Hier die erwähnte Gewinnpartie gegen Bent Larsen aus dem Zonenturnier 1960 in Berg en Dal:

Gegen die Schachlegende Robert James "Bobby" Fischer holte er im Interzonenturnier in Stockholm 1962 ein Remis. Zu diesem Zeitpunkt war Bobby Fischer 19 Jahre alt, aber schon als bärenstarker Großmeister der Weltspitze gefürchtet. Fischer gewann dann auch das Interzonenturnier haushoch mit 17,5 aus 22 Partien und damit mit 2,5 Punkten Vorsprung vor Koryphäen wie Efim Geller, Tigran Petrosjan und Viktor Kortchnoi.

Autor und Herausgeber

Unsterblich machte er sich jedoch durch seinen immensen Beitrag zur Schachliteratur, sowohl in Büchern als auch Zeitungen als Autor und Herausgeber.

Nach dem Krieg wurde er 1950 Herausgeber der im de Gruyter Verlag neu herausgegebenen Deutschen Schachwoche. Für diese war er zuständig bis 1988.

Seit 1952 betreute Rudolf Teschner die Schachkolumne des Tagesspiegels bis zu deren Einstellung im Jahr 2001. Über diese Kolumne schrieb Ralf Krätschmer einen interessanten Online verfügbaren Artikel: Schachprobleme im Tagesspiegel (berlinthema.de)

Sowohl das Einstellen der Deutschen Schachzeitung, als auch der Schachkolumne des Tagesspiegel hat Rudolf Teschner als sehr kalte kaufmännische einsilbige Entscheidung des jeweiligen Verlages empfunden. Die Mitteilung über die Einstellung der Deutschen Schachzeitung führte dann wohl auch gleich zu einem Herzinfarkt!

Aber Teschner hatte darüber hinaus viel Erfolg als Herausgeber, Übersetzer und Autor von Schachbüchern. Sein Lehrwerk "Eine Schule des Schachs in 40 Stunden" verkaufte sich über 150.000-mal und wurde in mehrere andere Sprachen übersetzt. Selbst Bobby Fischer sagte über dieses Buch einmal "Pretty Good".

Im Goldmann Verlag wurden einige Werke als Taschenbücher verlegt. Dazu gehört neben einer dreibändigen Reihe über Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel auch das Buch "Sie sind am Zug" mit 300 Schach-Kombinationen. Von dem Rücken des letzteren stammt das Portraitbild, welches diesen Artikel einleitet.

    

Hier hört aber sein Einfluss auf die Schachliteratur nicht auf ! Nach dem zufälligen Ziehen von Schachbüchern aus meinem Bücherregal fand ich mehrmals den Namen Teschner als Herausgeber oder Übersetzer in mir geschätzten Büchern, ohne dass das mir vorher aufgefallen war.

Hier seien als Beispiele die 5. Auflage von Kombinationen von Kurt Richter, das Buch "So gewinnt Karpov" von Edmar Mednis oder "Amateur wird Meister" von Euwe und Meiden genannt. Und dies ist nur eine klitzekleine Auswahl. Gerade in Büchern, die im de Gruyter Verlag erschienen sind, ist es schwer ein Buch zu finden, wo er nicht seine Finger im Spiel hatte!

    

Nicht zuletzt diese Beiträge zur Schachliteratur, auch international, trugen dazu bei, dass Rudolf Teschner verdientermaßen im Jahre 1992 von der Internationalen Schachföderation FIDE den Titel eines Ehrengroßmeisters erhielt (vorher war er trotz der internationalen Erfolge (siehe oben) "nur" Internationaler Meister).

Hinweis: Die Schachbücher aus dem de Gruyter Verlag werden inzwischen sämtlich durch den Joachim Beyer Verlag herausgegeben: https://www.schachversand-ullrich.de/literatur/joachim-beyer-verlag/. Die meisten Bücher von Teschner als Autor wurden jedoch im Schweizer Verlag Edition Olms verlegt.

Nachrufe und Beiträge über seine Biographie und seine Partien

Es finden sich zahlreiche Schriften über Rudolf Teschner. Einige auch frei im Internet:

 

Auf den Seiten der Rochade Kuppenheim finden sich zwei wichtige Artikel zu Rudolf Teschner:

Teschner Gedenkturnier in 2022

Im nächsten Jahr feiern wir den 100sten Geburtstag von Rudolf Teschner.

Hierzu erwägen wir die Ausrichtung eines großen Rudolf-Teschner-Gedenk-Turniers. Ein gerade diskutiertes Konzept sieht ein 7 Rundiges Turnier mit ELO Auswertung über ein verlängertes Wochenende zu Himmelfahrt vor. Details hierzu werden im Laufe des Jahres bekannt gegeben. Ideen, Wünsche und Beteiligung können per E-Mail an vorstand@sglasker.de mitgeteilt werden.

Sebastian Müller
Vorsitzender des SG Lasker Steglitz-Wilmersdorf

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