17. Neujahrs-Open in Guben ist beendet

Zum ersten Mal gab es einen Sieger mit 100 % Ausbeute - der chinesische GM Chao B Li gewann mit 9 aus 9 !!! ========== Ich verpasste mit 3,5 aus 9 als Zweitplatzierter knapp den Kategoriepreis "unter 1600 TWZ"
XVII. Neujahrs-
Open

Die 17. Auflage des Gubener Neujahrs - Open findet vom 02. bis 06. Januar 2014

im Hotel Waldow in Guben statt

Veranstalter: SV Chemie Guben 1990 e.V.
 

Zum bereits 17. Mal war zu Beginn eines Jahres der Landgasthof Waldow Austragungsort für ein goßes Open-Turnier - das "Neujahrs-Open" des gastgebenden Vereins, SV Chemie Guben, lockte diesmal 108 Teilnehmer(innen) aus ganz Europa ( u.a. Lettland, Russland, Polen, Griechenland, Spanien, Deutschland ), Vorderasien ( Türkei ) und sogar aus China an. 15 Titelträger ( davon vier WIM !!! ) gaben dem Open internationalen Glanz und die hohe Zahl von 13 Teilnehmerinnen hat kein Berliner Open-Turnier vorzuweisen.

Aus Berlin waren nur sechs Teilnehmer dabei - u.a. Georg Kachibadze vom SK König Tegel, Dmitry Kostyuchenko vom SC Kreuzberg und Emil Schmidek von TuS Makkabi. Aus unserem Verein nahm ich teil.

Vom 02.01. bis 06.01. wurde über 9 Runden ( davon 4 Doppelrunden ) um Pokale, Geldpreise und Urkunden gekämpft.

Das Teilnehmerfeld war diesmal überdurchschnittlich stark, gab es doch nur 15 Teilnehmer mit einer TWZ unter 1600. An der Spitze dieser Gruppe stand ich - und bin dieser Position gerecht geworden, ganz knapp als Zweitplatzierter verpasste ich bei 3,5 aus 9 um nur 0,5 Punkte den Kategoriesieg, verbesserte aber meine DWZ und ELO :) Doch dazu später mehr.

Zunächst möchte ich von einem Rekord berichten: Zum ersten Mal gab es bei diesem Open einen Sieger mit dem bestmöglichen Ergebnis - bei seiner ersten Teilnahme ließ der klare Turnierfavorit, der chinesische GM Chao B Li ( 2680 ELO ) seinen 9 Gegnern keine Chance und siegt souverän mit 9 aus 9 ! Dabei besiegte er u.a. den 2., 3. und 5. der Setzliste, zwei GM und einen FM !

Der Zweitplatzierte war mit 7 aus 9 und somit 2 ( !!! ) Punkten Rückstand etwas überraschend kein weiterer Großmeister, sondern der ( noch ) titellose Russe Vladimir Zakhartsov ( 2368 ELO ) ! Jedoch gab es kein Duell zwischen dem Sieger und dem Zweitplatzierten.

Auf Rang 3 folgt dann mit 6,5 aus 9 ein früherer Gewinner dieses Open-Turnieres, der russische GM Viacheslav Zakhartsov ( 2541 ELO ).

Mit 6 aus 9 belegte Emil Schmidek von TuS Makkabi einen herausragenden 13. Platz ! Emil verlor nur eine einzige Partie, gegen den Drittplatzierten GM Zakhartsov.

Mit 5,5 aus 9 hatte auch Georg Kachibadze von König Tegel ein großartiges Endergebnis erreicht und landete damit auf dem 21. Platz. Georg verlor ebenfalls nur eine einzige Partie, gegen den 9. der Abschlusstabelle Leonard Richter von der SG Leipzig.

Nun noch einmal zurück zu meinem Ergebnis - nach der Auftaktniederlage konnte ich gleich in der 2. Runde einen (Pflicht)Sieg landen, mein Gegner, Hartmut Reichelt, vom gastgebenden Verein hatte unter 1000 DWZ und keine ELO. An den nächsten beiden Tagen hatte ich stets deutlich stärkere Gegner und holte gegen zwei von ihnen ein Remis, so dass ich nach drei Tagen mit 2 aus 6 einigermaßen zufrieden war. Die 4. Doppelrunde sollte dann mein bester Turniertag werden; in der Vormittagsrunde einigte ich mich mit einer jungen Dame aus Rostock mit minimal schlechterer DWZ/ELO trotz eines Mehrbauern am Damenflügels auf ein Remis ( Damenendpiel mit einem gleichfarbigen Läufer ). Wir sparten dadurch beide Kraft und Konzentration für die Abendveranstaltung und das sollte sich als geschickte Taktik herausstellen, gewannen wir doch beide unsere Partien gegen deutlich stärkere Gegner :) Damit hatten wir beide 3,5 aus 8 und ich führte vor der Schlussrunde die Kategoriewertung "unter 1600 TWZ" an.

Die Schlussrunde verlief dann "dramatisch", zunächst erarbeitete ich mir gegen einen polnischen Schachspieler mit über 1800 ELO eine aussichtsreiche Angriffsstellung am Königsflügel, bekam dann aber "Angst vor der eigenen Courage" ( nach meiner kurzen Rochade in der Eröffnung, hätte die Fortsetzung des Angriffs zu einer offenen f-Linie, halboffenen g-Linie und einer offenen schwarzen Läuferdiagonalen mit einer bevorstehenden großen Rochade des Gegners geführt ) und zog mich zurück... Innerhalb von drei Folgezügen verspielte ich meine komplette Angriffsstellung und nach dem Verlust eines Zentrumbauerns brach dann der Konter meines Gegners über mich herein und ich verlor. Zunächst dachte ich dann noch an "Glück im Unglück", denn meine Konkurrentin um den Kategoriesieg verlor auch ihre Partie trotz zwischenzeitlich ausgeglichener Stellung. Nun hing alles von einem Brett weiter hinten ab, wo sich ein Teilnehmer mit 1238 DWZ und einer Turnierbilanz von 3 aus 8 gegen eine klar stärkere russische junge Schachspielerin eine Remisstellung erkämpf hatte - das hätte für mich zum Kategoriesieg greicht. Aber dann wurde die junge Dame vor das Hotel gerufen und zwei Herren vom Bundesgrenzschutz redeten lange auf die Dame und ihre Eltern ein. Wie sich herausstellte, hatte die Tochter vor dem Start der 9. Runde einen Spaziergang entlang der in unmittelbarer Nähe des Hotels liegenden Doppelgleisstrecke gemacht und diese Gleise auch überquert. Was in Russland wahrscheinlich niemanden stört, hatte hier in Deutschland doch große Konsequenzen - der Zugverkehr in beide Richtungen wurde unterbrochen ! In der ganzen Aufregung verlor die junge Dame verständlicherweise völlig die Konzentration auf ihre Schachbegegnung und am Ende durch Figurenverlust die Partie. Dadurch schaffte der Schachfreund von der BSG Pneumant Fürstenwalde noch den Sprung auf den ersten Platz der Kategoriewertung und staubte einen großen Pokal nebst Urkunde und kleinem Geldpreis ab. Aus meiner Sicht natürlich ein mehr als unglückliches Turnierende, waren meine Gegner im Turnier doch bedeutend stärker als die Gegner meines Konkurrenten, der seine anderen drei Siege gegen Schachfreunde schaffte, die am Ende nicht unter Platz 100 landeten... ! So wurden meine erfolgreichen Turnierergebnisse am Ende leider nicht belohnt, denn für die Folgeplätze gab es nichts :(

Aber auf der anderen Seite bin ich auch selber Schuld - warum breche ich völlig unvermittelt einen aussichtsreichen Angriff ab und führe auch im Anschluss unverständliche Züge aus, die letztendlich zu meiner Niederlage führten. Trotzdem schaue ich auch mit einem lachenden Auge auf das Turnier zurück, denn meine DWZ verbessert sich deutlich in den 1500 Bereich hinein und bei der ELO-Zahl durchbreche ich zum ersten Mal die 1600 Grenze :)

Vielleicht begleitet mich der eine oder andere im nächsten Jahr einmal nach Guben. Der Landgasthof bietet eine ruhige Spielathmosphäre und man kann sogar nach einer Doppelrunde abends ein kleines Schwimmbecken oder die Sauna zur Entspannung nutzen. Auch die Preise für Mittag- und Abendessen sind angemessen und für Einzel- und Doppelzimmer gibt es extra zum Turnier Sonderpreise ( 30 Euro für ein EZ, 40 Euro für ein DZ inklusive reichhaltigem Frühstück ).

Hier noch der Link zur Turnierseite mit allen Ergebnislisten und der Möglichkeit, Partien downzulowden und nachzuspielen:  http://www.schach-guben.de/Neujahrsopen 2014

Gruß

Stephan

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