Die Drosophila

Was hat Schach mit der Fruchtfliege zu tun? In der neuen Spektrum der Wissenschaften (1/2007) in dem Artikel "Wie Genies denken" erfahren Sie es.

In der Januarausgabe ist ein interessanter Artikel von Philip E. Ross erschienen mit dem Titel "Wie Genies denken".

In diesem wird Schach als die Drosophila der Kognitionswissenschaften beschrieben.

Die Drosophila, allgemein als Fruchtfliege bezeichnet, bescherte aufgrund Ihrer einfachen Genstruktur und der schnellen Fortpflanzung ein optimales Untersuchungsobjekt, um Erkenntnisse über die Genetik zu erhalten
(Siehe auch Wikipedia:http://de.wikipedia.org/wiki/Drosophila_melanogaster).

Gerade die Messbarkeit der Leistungsstärke im Schach (Siehe auch das Elo/DWZ System) und die Kennzeichnung des Schachspiels als "Probierstein des Denkens" lassen unser geliebtes Spiel zu einem exzellenten Untersuchungsobjekt für die Kognitionswissenschaften werden.

Die Kognitionswissenschaften als interdisziplinäre Wissenschaft möchte dem Mechanismus von Denken und Lernen auf die Spur kommen (Siehe auch Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitionswissenschaften)

Interessant in dem Artikel ist insbesondere das Hervorheben der Motivation als entscheidenden Faktor vor Talent , bzw. angeborenen Fähigkeiten.
Dies erinnerte mich an eine Geschichte, die mir unser Walter Becker während unseres Aufenthaltes in Bremen über die Gedächtnisleistung von Weltmeister Tal erzählte.
So hatte dieser keine Probleme nach einer Simultanvorstellung an 30 und mehr Brettern, wie er Sie auch in seiner Zeit in Berlin zum besten gab, noch Tage später alle Partien korrekt niederzuschreiben.
Walter erinnerte sich hierbei an Untersuchungen, die diese phänomenalen Gedächtnisleistungen nur zu 30 Prozent dem Talent zuschreiben und zu 70 Prozent der Fähigkeit der Konzentration.

Zu dem Thema gibt es in dem erwähnten Artikel natürlich auch andere Erklärungsversuche, aber wie dem auch sei, ein kurzweiliger Text ist es allemal.

Der Orginaltitel aus der amerikanischen Ausgabe "Scientific American" ist betitelt mit "The Expert Mind". Der Artikel in der Urfassung ist übrigens in vollem Text im Internet veröffentlicht (Zum Artikel bei Scientific American).

Hier klärt sich auch ein kleiner Übersetzungsfehler der deutschen Fassung. So wird in der deutschen Ausgabe auf S. 42 bei einem zu diskutierenden Vergleich der Spielstärke bei einem Großmeisterturnier von 1911 über das Spielniveau geschrieben:  "Es läge nur bei 2100 Punkten - hundert unter Großmeisterniveau."

Die Urfassung schreibt an dieser Stelle treffender: "hundreds of points below the grandmaster level".

Soweit so schön,

Wenn Ihr diesen Artikel lest haben wir wahrscheinlich unsere ausserordentliche Mitgliederversammlung schon hinter uns und unsere Satzung geändert.

Jetzt wo ich diesen Artikel beende sind es noch 45 Minuten bis zum Beginn der Versammlung.

Na denn wünsche ich mal einen guten Rutsch und bis zum nächsten Jahr,

Sebastian Müller
1. Vorsitzender

 

Ein Erfolg für Lasker ! 1 von 8 Außerordentliche Mitgliederversammlung am 29.12.2006
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