Lösungen zu den Endspielstudien

Die Lösungen zu den Endspielstudien samt einer kritischen Anmerkung zu Alois Wotawa.

Hier nun die Lösungen der Endspielstudien.

Falls Ihr noch nicht versucht habt die Probleme selbst zu lösen: tut euch den Gefallen.
Geht direkt zu dem Artikel, wo nur die Aufgaben zu finden sind, baut am besten ein Brett vor euch auf und sinnt über die Probleme nach. Es lohnt sich!

 

Die Studie mit einem Bauernendspiel:

Endspielstudie Alois Wotawa

Weiß zieht und gewinnt.

1. b6! Kb8 (cxb6 2. Ke6 nebst Kd7 und nicht aufzuhaltender Umwandlung mittels c7 und c8)
2. Ke6 Kc8 (einziger Zug, da ansonsten Kd7 von Weiß kommt)
3. b7 Kb8 4. Kxf5 nun darf Schwarz keinen der Bauern ziehen, da Weiß diese sich mühelos holen kann, also 4. ... Ka7 5. Ke4 Kb8 6. Kd4 Ka7 7. Kc4 Kb8 8. Kb5 Ka7 9. Ka5 Kb8 10. Ka6 und Schwarz ist gezwungen einen Bauern zu ziehen. z.B. 10. ... g5 11. hxg6 ep hxg6 12. Kb5 g5 12. Kc4 etc.
Hat Weiß den ersten Bauern geschlagen kehrt der weiße König zurück, um abermals den schwarzen König einzuklemmen und damit einen schwarzen Bauernzug zu erzwingen. Schlussendlich wird Weiß mit dem König nach d7 ziehen und ggf. mit einem Abwartezug nach c8 den Bauern c7 erobern.

Die besondere Schwierigkeit liegt bei dem Problem darin, nach dem Startmotiv die Möglichkeit des Zugzwangs zu entdecken.

 

 Hier noch eine Studie aus dem Bereich Turmendspiele:

Endspielstudie Alois Wotawa

Weiß zieht und gewinnt.

1. c7 Tc1 2. f6 gxf6 (der Freibauer muss aufgehalten werden) 3. g5 fxg5 4. Tb1! und "Fesselung"
Nimmt der Turm den Bauern c7, so folgt Matt mit Th1, auf Txb1 wandelt sich der Freibauer auf c8 um.

Nun die Lösung des Läuferendspiels:

Alois Wotawa - Endspielstudie Läufer

Weiß zieht und gewinnt

1. Kf1 exf2 (nach e2 würde später der zusätzliche Bauer f2 eine einfache Entscheidung herbeiführen)
2. Le7! Ke4 (Wird der schwarze König rechtzeitig den bauern einholen?)
3. a4 Kd5 4. a5 f5 5. a6 Kf6 6. Ld8! Der König ist zwar im Quadrat des Bauern, aber Läufer und Bauer verhindern, dass der schwarze König durchkommt. Die Umwandlung mittels a7 und a8 ist nicht zu verhindern.

Zum Abschluß noch eine Würdigung des Springers:

Troitzki - Endspielminiatur Springer

Weiß zieht und gewinnt

1. Kf3 Kh1 2. Kf2 Kh2 3. Sc3 Kh1 4. Se4 Kh2 5. Sd2 Kh1 6. Sf1 h2 (der Bauernzug ist erzwungen, da der weiße Springer h2 kontrolliert) 7. Sg3# Matt 

 

Zu dem Ursprung der Probleme:

Die letzte Studie stammt aus "Das moderne Schachlehrbuch - Teil 3 - Das Endspiel" von Rudolf Teschner, welcher Mitglied unseres Vereins (genauer gesagt dem Wilmersdorfer Zweig) war und dort eine Idee von A. Trotzki ausführt. Hinweise zu verschiedenen Nachrufen des im Jahre 2006 verstorbenem Rudolf Teschner findet man auch auf unserer Seite.

Die anderen Probleme stammen von Alois Wotawa, der insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg viele Endspielstudien veröffentlichte. Seinen Namen hatte ich ursprünglich schon im ersten Teil dieses Artikels genannt, aber nach weiterer Recherche zu der Person dann doch wieder gestrichen.

Alois Wotawa war als Vorsitzender des Sondergerichtes Wien und als Mitglied des Volksgerichtshofes Wien tätig. In dieser Funktion hat er auch diverse Todesurteile gefällt. Nach dem Krieg wurde gegen ihn ein Verfahren eröffnet mit dem Vorwurf des Missbrauchs der Amtsgewalt begangen aus nationalsozialistischer Gesinnung und Quälerei unter Ausnützung dienstlicher Gewalt (Hinweis).

Das Verfahren wurde im Jahre 1948 eingestellt.

Insbesondere die Besprechung des Buches „... JURISTISCH BIN ICH NICHT ZU FASSEN.“ von Wolfgang Stadler zu den Verfahren nach dem 2. Weltkrieg gegen die NS-Richter des Volksgerichtshofs ließen doch eine gewisse Übelkeit in mir aufsteigen.

Ich zitiere "Schließlich entschuldigte ein Senat des Volksgerichts Wien Russeggers Beschimpfungen und Beleidigungen mit dessen Nervosität und dem Druck, den das Regime auf ihn ausgeübt hätte und bescheinigte ihm sogar, ein objektiver Richter gewesen zu sein. Auch in den Verfahren  gegen  die  Richter  Schwelle  und Wotawa wurde deren brutale Verhandlungsführung durch Verweis auf ihre angebliche Nervosität und ihr aufbrausendes Wesen verharmlost."

Dies lässt schon ganz gut erahnen, wie Alois Wotawa als Ankläger agierte und welch scheinheiligen Ausreden dann benutzt wurden, um die Schuld von sich zu weisen.

So kommen wir auch hier zu dem alten Problem inwieweit man den Künstler von seiner Kunst trennen kann.

Ich gestehe: nachdem ich die Geschichte von Alois Wotawa zumindest in Ansätzen kenne, fällt mir das sehr schwer.

 

Sebastian Müller

 

 

 

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